
Vergangene Woche kam es zu einem Zwiegespräch zwischen den Ratsherren Krapp und Nowak unserer Fraktion. Thema war der Antrag des Wirtschaftsverbunds Hiltrup e.V. auf einen verkaufsoffenen Sonntag anlässlich des Frühlingsfestes am 15. Mai 2022. Wir veröffentlichen im Folgenden einen Ausschnitt des Besprechungsprotokolls, um das Gespräch wiederzugeben:
„Konsum!“, ruft Ratsherr Lars Nowak. Die Redeleitung hat schon vor einigen Minuten das Handtuch geworfen. Lars sitzt am Kopfende des Konferenztisches und trägt einen dunkelblauen GANT-Pullover und ein graues Jackett. Ratsherr Michael Krapp sitzt ihm gegenüber am anderen Ende des viereinhalb Meter langen Buchenholztisches und widerspricht deutlich: „Du bist ein Opfer unserer Konsumgesellschaft, Lars. Konsum ist nicht der Schlüssel zum Glück.“ – „Aber ich bin sehr glücklich“, meint Lars. Die Stimmung ist sichtlich angespannt.
„Für dein vermeintliches Glück müssen unterbezahlte Lohnarbeiter:innen im Laden stehen. Und das 6 Tage die Woche“, entgegnet Michael und nimmt einen Schluck Pfefferminztee. „Na, dann macht der siebte Tag den Kohl ja auch nicht mehr fett“, stellt Lars fest. Ratsherr Georgios Tsakalidis, der digital zugeschaltet ist, stellt den Link zu einem Youtube-Video in den Chat: „Ja, ja, ja, jetzt wird wieder in die Hände gespuckt…“ erklingt es kurz darauf aus den Lautsprechern eines Handys.
„Wenn die Läden sonntags geschlossen haben, dann konsumiere ich eben online. Wer ist dann schuld, wenn die Innenstädte aussterben?“, fragt Lars zynisch. „Du, Lars, du bist dann schuld. Ein weiterer Öffnungstag rettet die Innenstädte nicht vor dem Aussterben. Im Gegenteil: Die zusätzlichen Betriebskosten für die Ladenbesitzer:innen rechnen sich nicht gegen die Einnahmen eines verkaufsoffenen Sonntags. Leidtragende sind am Ende also kleine Unternehmen und Arbeitnehmer:innen. Und außerdem die Menschen und Familien, die vielleicht selbst das Frühlingsfest genießen wollen oder die den Sonntag als christlichen Ruhetag begehen.“ In Michaels Stimme liegt jetzt eine bedenkliche Ruhe.
„Das war ja klar“, sagt Lars: „Dir geht es wieder nur um christliche Traditionen. Aber die Zustimmung zu dieser Vorlage ist so sicher wie das Amen in der Kirche, also was willst du dagegen tun?“ kontert er und nippt an seiner Marken-Cola. „Wir brauchen einen gesellschaftlichen Wandel“, erklärt Michael: „Wir müssen wegkommen von dem Verlangen nach immer mehr, immer schnellerem, immer einfacherem Konsum.“
Lars knallt seine Coca-Cola-Flasche auf den massiven Holztisch und spricht ein Machtwort: „Konsum!“
Die Internationale Fraktion Die PARTEI/ÖDP spricht sich klar gegen verkaufsoffene Sonntage aus, die nicht im Interesse der Arbeitnehmer:innen sind.